Hyaluronsäure

Hyaluronsäure

1. Einführung in die Hyaluronsäure

1.1. Definition und chemische Struktur

Hyaluronsäure, auch bekannt als Hyaluronan, ist ein Glykosaminoglykan (GAG), das aus sich wiederholenden Disaccharid-Einheiten von D-Glucuronsäure und N-Acetyl-D-Glucosamin besteht. Diese Disaccharid-Einheiten sind durch Beta-1,4- und Beta-1,3-glykosidische Bindungen miteinander verknüpft. Hyaluronsäure ist ein langkettiges, lineares, und anionisches Polysaccharid, das im menschlichen Körper und in den meisten Wirbeltieren vorkommt. Es ist ein wichtiger Bestandteil der extrazellulären Matrix (ECM) und kommt in großen Mengen in Bindegewebe, Gelenken und der Haut vor.

1.2. Biologische Rolle und Funktionen von Hyaluronsäure

Hyaluronsäure hat eine Vielzahl von biologischen Funktionen im Körper, unter anderem:

a) Hydratation

Aufgrund ihrer Fähigkeit, große Mengen Wasser zu binden (bis zu 1000-fache ihres Eigengewichts), spielt Hyaluronsäure eine entscheidende Rolle bei der Hydratation und Feuchtigkeitsversorgung von Geweben. In der Haut trägt sie dazu bei, die Feuchtigkeitsbalance aufrechtzuerhalten und ein pralles, jugendliches Erscheinungsbild zu bewahren.

b) Schmierung

Hyaluronsäure ist ein Hauptbestandteil der Gelenkflüssigkeit und dient als Schmiermittel für Gelenke und Knorpel, wodurch Reibung und Verschleiß reduziert werden.

c) Zellkommunikation und -adhäsion

Hyaluronsäure ist an der Zelladhäsion beteiligt und beeinflusst die Zellkommunikation, indem sie an bestimmte Zelloberflächenrezeptoren bindet und Signalkaskaden auslöst.

d) Gewebereparatur und -regeneration

Hyaluronsäure ist an der Wundheilung beteiligt und fördert die Gewebereparatur durch die Regulierung von Entzündungsprozessen und die Stimulierung der Zellproliferation und -migration.

e) Angiogenese

Hyaluronsäure ist an der Bildung neuer Blutgefäße beteiligt und spielt eine Rolle bei der Angiogenese, insbesondere in Verbindung mit Wachstumsfaktoren und anderen Molekülen.

f) Organmechanik und -struktureller Support

Als ein wichtiger Bestandteil der extrazellulären Matrix trägt Hyaluronsäure zur mechanischen Stabilität und Struktur von Organen und Geweben bei.

2. Hyaluronsäure in der Haut

2.1. Verteilung und Funktion von Hyaluronsäure in der Dermis und Epidermis

Die Haut besteht aus zwei Hauptschichten: der äußeren Schicht (Epidermis) und der inneren Schicht (Dermis). Hyaluronsäure ist in beiden Schichten vorhanden, wobei die Konzentration in der Dermis höher ist als in der Epidermis. Die Verteilung und Funktion von Hyaluronsäure in der Dermis und Epidermis sind wie folgt:

Dermis

Die Dermis ist reich an extrazellulärer Matrix und besteht hauptsächlich aus Kollagen- und Elastinfasern sowie Hyaluronsäure. In der Dermis trägt Hyaluronsäure zur Hydratation, Elastizität und Festigkeit der Haut bei. Durch die Bindung von Wassermolekülen hilft Hyaluronsäure, die Haut prall und hydratisiert zu halten. Außerdem wirkt sie als Füllstoff, der die Räume zwischen Kollagen- und Elastinfasern ausfüllt, was zu einer strafferen und glatteren Hautstruktur führt.

Epidermis

Obwohl die Konzentration von Hyaluronsäure in der Epidermis geringer ist als in der Dermis, spielt sie dennoch eine wichtige Rolle in der äußeren Hautschicht. Hyaluronsäure in der Epidermis unterstützt die Hautbarriere, die als Schutzschicht gegen Umweltfaktoren und den Verlust von Feuchtigkeit dient. Sie hilft auch bei der Regulierung von Zellproliferation und -differenzierung in der Epidermis und fördert die Wundheilung. Infolgedessen trägt Hyaluronsäure zur Aufrechterhaltung einer gesunden, widerstandsfähigen Haut bei.

3. Hyaluronsäure in der Gelenkgesundheit

3.1. Funktion von Hyaluronsäure in Gelenkflüssigkeit und Knorpel

Hyaluronsäure spielt eine entscheidende Rolle in der Gelenkgesundheit, insbesondere in Bezug auf Gelenkflüssigkeit und Knorpel.

Gelenkflüssigkeit

Die Gelenkflüssigkeit, auch als Synovialflüssigkeit bekannt, ist eine viskose Flüssigkeit, die in den Gelenkräumen vorkommt und für die Schmierung der Gelenke verantwortlich ist. Hyaluronsäure ist ein Hauptbestandteil der Synovialflüssigkeit und trägt zur Viskosität und Elastizität bei. Sie ermöglicht reibungslose Bewegungen der Gelenke und reduziert die Belastung durch Stoßeinwirkungen.

Knorpel

Hyaluronsäure ist auch ein wichtiger Bestandteil des Knorpelgewebes, das die Gelenkflächen bedeckt und als Stoßdämpfer wirkt. Sie hilft bei der Aufrechterhaltung der Knorpelstruktur und -funktion, indem sie Wasser bindet und die extrazelluläre Matrix stabilisiert. Darüber hinaus unterstützt Hyaluronsäure die Knorpelernährung und die Regeneration von Knorpelzellen (Chondrozyten).

3.2. Hyaluronsäure bei Arthrose und anderen Gelenkerkrankungen

Arthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung, bei der der Knorpel abgebaut wird und die Knochen aneinander reiben, was zu Schmerzen, Steifheit und eingeschränkter Beweglichkeit führt. Hyaluronsäure kann bei Arthrose und anderen Gelenkerkrankungen eine therapeutische Rolle spielen:

Viskosupplementation

Bei der Behandlung von Arthrose kann Hyaluronsäure in Form von Injektionen direkt in das betroffene Gelenk verabreicht werden, ein Verfahren, das als Viskosupplementation bezeichnet wird. Diese Injektionen können die Viskosität und Elastizität der Gelenkflüssigkeit verbessern, wodurch die Schmierung erhöht und der Schmerz reduziert wird.

Knorpelschutz

Hyaluronsäure kann dazu beitragen, den Knorpelabbau bei Arthrose zu verlangsamen und die Knorpelregeneration zu fördern. Sie kann entzündungshemmende und antioxidative Wirkungen haben, die dazu beitragen, die Progression der Gelenkerkrankung zu verlangsamen.

Schmerzlinderung und Funktion

Die Verwendung von Hyaluronsäure bei Gelenkerkrankungen kann zu einer Verbesserung der Schmerzsymptome und der Gelenkfunktion führen, wodurch die Lebensqualität für Betroffene erhöht wird.

4. Hyaluronsäure in der ästhetischen Medizin

4.1. Indikationen und Anwendungsbereiche von Hyaluronsäure-Fillern

Hyaluronsäure-Filler sind in der ästhetischen Medizin weit verbreitet, da sie zahlreiche Vorteile bieten. Einige der Hauptindikationen und Anwendungsbereiche von Hyaluronsäure-Fillern sind:

Faltenreduktion

Hyaluronsäure-Filler können verwendet werden, um feine Linien, Fältchen und tiefe Falten zu reduzieren, indem sie verlorenes Volumen wiederherstellen und die Haut von innen heraus aufpolstern.

Volumenaufbau

Hyaluronsäure-Filler können eingesetzt werden, um Gesichtsvolumen in Bereichen wie Wangen, Kinn und Schläfen wiederherzustellen, was zu einem verjüngten und frischeren Aussehen führt.

Lippenvergrößerung

Hyaluronsäure-Filler können verwendet werden, um die Lippen zu vergrößern und zu formen, wodurch ein natürliches und volleres Aussehen erreicht wird.

Verbesserung der Gesichtskonturen

Hyaluronsäure-Filler können dazu beitragen, die Gesichtskonturen zu definieren und zu verbessern, wie z. B. das Hervorheben der Wangenknochen oder das Glätten des Kieferwinkels.

4.2. Techniken und Injektionsmethoden

Es gibt verschiedene Techniken und Injektionsmethoden für die Anwendung von Hyaluronsäure-Fillern in der ästhetischen Medizin:

Linearer Volumenaufbau

Hierbei wird der Filler entlang einer Linie oder Falte injiziert, um das Volumen wiederherzustellen und die Haut zu glätten.

Tupfen-Technik

Der Filler wird in kleinen Mengen punktuell injiziert, um gezielt Volumen aufzubauen oder Unebenheiten auszugleichen.

Kanülen-Injektion

Anstelle einer Nadel wird eine stumpfe Kanüle verwendet, um das Gewebe weniger zu verletzen und das Risiko von Blutergüssen und Schwellungen zu reduzieren.

Tiefe Injektion

Bei dieser Methode wird der Filler tief in die Haut oder direkt auf den Knochen injiziert, um Volumen und Kontur zu schaffen.

4.3. Wirksamkeit und Sicherheit von Hyaluronsäure-Fillern

Hyaluronsäure-Filler haben sich als wirksam und sicher für den Einsatz in der ästhetischen Medizin erwiesen. Sie sind biokompatibel und biologisch abbaubar, was das Risiko von allergischen Reaktionen oder Unverträglichkeiten minimiert. Die Ergebnisse von Hyaluronsäure-Fillern sind in der Regel sofort sichtbar und können je nach Produkt und Anwendungsgebiet mehrere Monate bis zu zwei Jahren anhalten. Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören vorübergehende Rötungen, Schwellungen und Blutergüsse an der Injektionsstelle.

5. Hyaluronsäure in der Augenheilkunde

5.1. Verwendung von Hyaluronsäure bei trockenen Augen

Hyaluronsäure ist ein wichtiger Bestandteil der Tränenflüssigkeit und trägt zur Aufrechterhaltung eines gesunden Feuchtigkeitsfilms auf der Augenoberfläche bei. Bei trockenen Augen, die durch eine verminderte Tränenproduktion oder eine erhöhte Verdunstung der Tränenflüssigkeit verursacht werden, kann die Verwendung von Hyaluronsäure-haltigen Augentropfen oder Gelen helfen, den Feuchtigkeitsgehalt auf der Augenoberfläche zu erhöhen und somit Beschwerden wie Brennen, Juckreiz und Fremdkörpergefühl zu lindern. Hyaluronsäure-haltige Augentropfen sind in verschiedenen Konzentrationen erhältlich und können je nach Schweregrad des trockenen Auges und individuellen Bedürfnissen angepasst werden.

5.2. Anwendung von Hyaluronsäure in der Augenchirurgie

In der Augenchirurgie wird Hyaluronsäure häufig als viskoelastisches Material eingesetzt, um den Schutz und die Stabilisierung von empfindlichen Augengeweben während operativen Eingriffen zu gewährleisten. Viskoelastische Hyaluronsäure-Präparate bieten eine gute Gewebetrennung, was das Risiko von Schäden an der Hornhaut, der Linse oder dem Glaskörper während der Operation minimiert. Einige der häufigsten Anwendungen von Hyaluronsäure in der Augenchirurgie sind:

Kataraktchirurgie

Hyaluronsäure wird verwendet, um die vordere Augenkammer zu stabilisieren und das Risiko von Komplikationen während der Phakoemulsifikation und Intraokularlinsenimplantation zu reduzieren.

Glaukomchirurgie

Hyaluronsäure kann eingesetzt werden, um den Schlemm-Kanal und das angrenzende Gewebe zu schützen, während der Abfluss des Kammerwassers verbessert wird.

Netzhautchirurgie

Bei Netzhautablösungen oder anderen Netzhauterkrankungen kann Hyaluronsäure als Hilfsmittel zur Stabilisierung der Netzhaut und zum Schutz des Glaskörpers während der Operation dienen.

Hornhauttransplantation

Hyaluronsäure kann verwendet werden, um das Hornhautgewebe während der Entnahme und Transplantation zu schützen und die Adhäsion des Transplantats zu fördern.

6. Hyaluronsäure in der Wundheilung und regenerativen Medizin

6.1. Hyaluronsäure in Wundauflagen

Hyaluronsäure spielt eine wichtige Rolle bei der Wundheilung und kann in Wundauflagen verwendet werden, um den Heilungsprozess zu beschleunigen und die Bildung von Narbengewebe zu reduzieren. Durch ihre wasserbindenden Eigenschaften sorgt Hyaluronsäure für ein feuchtes Wundmilieu, das die Zellmigration und die Gewebebildung unterstützt. Hyaluronsäure-haltige Wundauflagen können die Entzündungsreaktion modulieren, die Bildung von Granulationsgewebe fördern und die Reepithelialisierung beschleunigen. Darüber hinaus hat Hyaluronsäure antimikrobielle Eigenschaften, die das Infektionsrisiko verringern können. Solche Wundauflagen sind besonders nützlich bei der Behandlung von chronischen Wunden, wie diabetischen Fußgeschwüren oder Druckgeschwüren.

6.2. Hyaluronsäure in der Geweberegeneration und -reparatur

In der regenerativen Medizin wird Hyaluronsäure aufgrund ihrer biokompatiblen, biologisch abbaubaren und zellfreundlichen Eigenschaften häufig als Biomaterial eingesetzt. Hyaluronsäure kann in Form von Hydrogelen, Membranen, Partikeln oder Fasern verwendet werden, um die Zelladhäsion, -proliferation und -differenzierung zu fördern und somit die Geweberegeneration und -reparatur zu unterstützen. Anwendungsgebiete der Hyaluronsäure-basierten Biomaterialien sind unter anderem:

Knorpelregeneration

Hyaluronsäure kann als Trägermaterial für chondrozytäre oder mesenchymale Stammzellen dienen, die zur Reparatur von Knorpeldefekten, beispielsweise bei Arthrose, eingesetzt werden.

Hautregeneration

In Kombination mit Zellen oder Wachstumsfaktoren kann Hyaluronsäure als Trägermaterial für die Bildung von künstlichem Hautgewebe verwendet werden, das zur Behandlung von Verbrennungen oder chronischen Wunden eingesetzt werden kann.

Nervenregeneration

Hyaluronsäure-basierte Hydrogele oder Fasern können als Trägermaterialien für neuronale Zellen oder Wachstumsfaktoren dienen, um die Regeneration von geschädigtem Nervengewebe zu unterstützen.

Knochenregeneration

In Kombination mit Osteoblasten oder Wachstumsfaktoren kann Hyaluronsäure zur Förderung der Knochenbildung und -heilung bei Knochenbrüchen oder Knochendefekten eingesetzt werden.

7. Herstellung und Modifikation von Hyaluronsäure

7.1. Natürliche Quellen und biotechnologische Herstellung

Hyaluronsäure kommt natürlicherweise in vielen Organismen vor, einschließlich Tieren und Menschen. Traditionell wurde Hyaluronsäure aus tierischen Quellen gewonnen, wie Hahnenkämmen oder Rinder- und Schweineaugen. In den letzten Jahrzehnten wurde jedoch die biotechnologische Herstellung von Hyaluronsäure immer wichtiger, um potenzielle Sicherheitsrisiken wie Infektionen oder Immunreaktionen, die mit tierischen Quellen verbunden sind, zu vermeiden.

Die biotechnologische Herstellung von Hyaluronsäure erfolgt durch Bakterien- oder Hefezellkulturen, die genetisch verändert wurden, um Hyaluronsäure zu produzieren. Eine der häufigsten Methoden ist die Verwendung von rekombinanten Streptokokken, die die Hyaluronsäure synthetisieren und in das Kulturmedium abgeben. Anschließend wird die Hyaluronsäure durch mehrere Reinigungsschritte aufgereinigt und kann dann für medizinische oder kosmetische Anwendungen verwendet werden.

7.2. Chemische Modifikationen und Derivate von Hyaluronsäure

Um die physikalischen und biologischen Eigenschaften von Hyaluronsäure für spezifische Anwendungen zu optimieren, können verschiedene chemische Modifikationen durchgeführt werden. Dazu gehören unter anderem:

Vernetzung

Die Vernetzung von Hyaluronsäure-Molekülen verbessert ihre mechanischen Eigenschaften, Wasserbindungskapazität und Stabilität, was besonders wichtig für die Verwendung als Filler oder Trägermaterial in der regenerativen Medizin ist. Die Vernetzung erfolgt typischerweise durch die Verwendung von bifunktionellen Reagenzien wie 1,4-Butandiol-diglycidylether (BDDE).

Ester- oder Amidbildung

Hyaluronsäure kann mit Alkoholen oder Aminen verestert oder veramidet werden, um die Wasserlöslichkeit, Hydrophobie oder Bioverfügbarkeit des Polymers zu modifizieren. Beispiele hierfür sind Hyaluronsäure-Oleate oder Hyaluronsäure-Hydroxyethylamide.

Konjugation mit Wirkstoffen oder Biomolekülen

Hyaluronsäure kann als Trägermaterial für die kontrollierte Freisetzung von Wirkstoffen oder Biomolekülen wie Wachstumsfaktoren, Antikörper oder Peptide verwendet werden. Die Konjugation erfolgt entweder durch kovalente Bindungen oder physikalische Wechselwirkungen, wie Hydrophobe oder elektrostatische Bindungen.

Sulfatierung

Die Sulfatierung von Hyaluronsäure verbessert ihre Fähigkeit, mit Wachstumsfaktoren oder Zellrezeptoren zu interagieren, was beispielsweise in der Wundheilung oder der Knorpelregeneration von Bedeutung sein kann.

8. Hyaluronsäure in der Nanomedizin und Drug-Delivery-Systemen

8.1. Hyaluronsäure-basierte Nanopartikel und Hydrogele

In der Nanomedizin werden Hyaluronsäure-basierte Nanopartikel und Hydrogele als vielversprechende Materialien für die Entwicklung von Drug-Delivery-Systemen untersucht. Die biokompatiblen und biologisch abbaubaren Eigenschaften von Hyaluronsäure, zusammen mit ihrer Fähigkeit, Wasser zu binden und eine hohe Viskosität aufzuweisen, machen sie zu einem idealen Kandidaten für diese Anwendungen.

Hyaluronsäure-basierte Nanopartikel können durch Selbstassemblierung, Polymerisationsverfahren oder Emulsionsverfahren hergestellt werden. Diese Nanopartikel können Wirkstoffe, wie kleine Moleküle, Proteine oder Nukleinsäuren, einkapseln und gezielt an Zellen oder Gewebe abgeben.

Hyaluronsäure-Hydrogele sind dreidimensionale Netzwerke, die durch Vernetzung von Hyaluronsäure-Molekülen gebildet werden. Sie können als Matrix für die Einbettung von Wirkstoffen, Zellen oder anderen biologischen Molekülen dienen und ermöglichen eine kontrollierte Freisetzung der eingekapselten Wirkstoffe über einen längeren Zeitraum.

8.2. Anwendungen in der gezielten Arzneimittelabgabe und Diagnostik

Die Verwendung von Hyaluronsäure in der Nanomedizin und Drug-Delivery-Systemen bietet zahlreiche Vorteile für die gezielte Arzneimittelabgabe und Diagnostik:

a) Zelluläre Targeting

Hyaluronsäure bindet spezifisch an den CD44-Rezeptor, der auf der Oberfläche vieler Zellen, einschließlich Krebszellen, exprimiert wird. Dies ermöglicht eine gezielte Abgabe von Wirkstoffen an CD44-positive Zellen und erhöht die therapeutische Wirksamkeit, während Nebenwirkungen minimiert werden.

b) Stimuli-responsive Drug-Delivery

Hyaluronsäure-basierte Nanopartikel oder Hydrogele können so entwickelt werden, dass sie auf spezifische Reize wie pH, Temperatur oder Enzymaktivität reagieren. Dadurch kann die Freisetzung von Wirkstoffen in Abhängigkeit von den Bedingungen in der Umgebung gesteuert werden.

c) Diagnostische Anwendunge

Hyaluronsäure-basierte Nanopartikel können mit diagnostischen Wirkstoffen, wie Fluorophoren oder Radiotracer, beladen werden, um gezielt an CD44-positive Zellen zu binden und eine verbesserte Bildgebung von Tumoren oder anderen pathologischen Zuständen zu ermöglichen.

d) Geweberegeneration

Hyaluronsäure-Hydrogele können als Trägermaterial für Wachstumsfaktoren, Zellen oder extrazelluläre Matrixkomponenten dienen, um die Geweberegeneration und -reparatur in Anwendungen wie der Wundheilung oder der Knorpelregeneration zu fördern.

9. Toxikologie und Biokompatibilität von Hyaluronsäure

9.1. Nebenwirkungen und Sicherheitsaspekte

Hyaluronsäure ist ein natürlich vorkommendes Polysaccharid im menschlichen Körper und weist eine hohe Biokompatibilität auf. In ästhetischen Anwendungen, wie der Injektion von Hyaluronsäure-Fillern, sind Nebenwirkungen und Komplikationen im Allgemeinen selten und mild. Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören Schwellungen, Rötungen, Schmerzen, Blutergüsse und gelegentlich Infektionen an der Injektionsstelle. Diese Symptome klingen in der Regel innerhalb weniger Tage ab.

In seltenen Fällen können schwerwiegendere Komplikationen wie allergische Reaktionen, Granulome (knotenartige Verhärtungen), Gewebenekrose oder Gefäßokklusion auftreten. Um die Wahrscheinlichkeit solcher Komplikationen zu verringern, ist es wichtig, dass die Behandlung von einem erfahrenen Facharzt durchgeführt wird.

9.2. Immunologische Aspekte und Allergierisiko

Da Hyaluronsäure eine natürliche Komponente des menschlichen Körpers ist, besteht ein geringes Allergierisiko bei der Anwendung von Hyaluronsäure-Produkten. Allergische Reaktionen auf Hyaluronsäure-Filler sind selten und meist mild. Symptome einer allergischen Reaktion können Juckreiz, Rötung, Schwellung und lokale Schmerzen umfassen.

Einige Hyaluronsäure-Produkte können Spuren von tierischen Proteinen enthalten, die bei empfindlichen Personen allergische Reaktionen auslösen können. Allerdings sind die meisten auf dem Markt erhältlichen Hyaluronsäure-Filler biotechnologisch hergestellt und enthalten keine tierischen Proteine. Um das Allergierisiko zu minimieren, ist es wichtig, vor der Behandlung eine gründliche Anamnese durchzuführen und mögliche allergische Reaktionen auf die Bestandteile des Produkts abzuklären.

10. Zusammenfassung und zukünftige Perspektiven

10.1. Aktuelle Forschungstrends und Entwicklungen

Die Forschung rund um Hyaluronsäure ist stetig im Wandel und erweitert ständig das Wissen über ihre vielfältigen Anwendungen. Aktuelle Forschungstrends konzentrieren sich auf die Verbesserung der Wirksamkeit, Sicherheit und Haltbarkeit von Hyaluronsäure-Produkten. Neue Technologien wie die Entwicklung von Hyaluronsäure-Derivaten mit optimierten Eigenschaften oder die Kombination von Hyaluronsäure mit anderen Wirkstoffen eröffnen spannende Möglichkeiten für innovative Therapieansätze.

10.2. Potenzielle Anwendungen und Herausforderungen in der Hyaluronsäure-Forschung

Die Hyaluronsäure-Forschung birgt großes Potenzial für zukünftige Anwendungen in verschiedenen medizinischen Bereichen. Die Entwicklung von Hyaluronsäure-basierten Biomaterialien und Hydrogelen könnte neue Möglichkeiten in der regenerativen Medizin, der gezielten Arzneimittelabgabe und der Gewebereparatur eröffnen. In der ästhetischen Medizin besteht weiterhin Bedarf an länger anhaltenden und effektiveren Hyaluronsäure-Fillern sowie an Produkten, die besser auf individuelle Bedürfnisse und Anforderungen abgestimmt sind.

Eine der Herausforderungen in der Hyaluronsäure-Forschung besteht darin, die Balance zwischen Wirksamkeit und Sicherheit zu finden. Da Hyaluronsäure im menschlichen Körper natürlich vorkommt, sind biokompatible Produkte von entscheidender Bedeutung, um unerwünschte Nebenwirkungen und Immunreaktionen zu vermeiden. Zukünftige Studien sollten sich daher auf die Entwicklung von Produkten mit optimierten Eigenschaften konzentrieren, die sowohl effektiv als auch sicher sind und dennoch den individuellen Anforderungen der Patienten gerecht werden.

Quellen:

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